Welches Licht für Cannabispflanzen?
- Marius Lika
- vor 5 Tagen
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 18 Stunden
Wir werden so oft gefragt, welches Licht für Cannabispflanzen am besten geeignet ist, dass wir uns dazu entschieden haben, für euch einen einfachen, praxisnahen Leitfaden zusammenzustellen. Dabei stützen wir uns sowohl auf aktuelle photobiologische Forschungsergebnisse als auch auf Erfahrungen aus der Praxis der Cannabis-Beleuchtung.
In diesem zeigen wir euch, wie Keimlinge, Jungpflanzen und blühende Pflanzen auf unterschiedliche Lichtfarben reagieren, denn für ein gesundes Wachstum und eine üppige Ernte reicht es nicht, dass eure Lampen einfach nur „hell“ sind. Eine Growlampe muss über ein passendes Lichtspektrum verfügen, in der richtigen Intensität betrieben werden und eine sinnvolle tägliche Lichtmenge (DLI) liefern. In erster Linie geht es aber um die Beantwortung der Frage: Welches Licht brauchen Cannabispflanzen?

Das Wichtigste in Kürze: Cannabispflanzen benötigen vor allem blaues (400-500 nm) und rotes (600-700) Licht, je nach Wachstumsphase. Da die Photosynthese aber mit einer Mischung verschiedener Lichtfarben besser funktioniert, empfehlen wir für den Cannabis-Anbau moderne LED Growlampen mit Vollspektrum, um ein möglichst breites Lichtspektrum abzudecken.
Welches Licht brauchen Cannabispflanzen?
Licht ist die zentrale Energiequelle für die Photosynthese, egal ob es sich um Keimlinge oder ausgewachsene Pflanzen handelt. Cannabis reagiert sensibel darauf, welche Wellenlängen, Intensitäten und Lichtzyklen ihr verwendet. Schon kleinere Anpassungen können zu großen Unterschieden bei den Erträgen führen.
In der wissenschaftlichen Literatur werden für Cannabis und andere Kulturpflanzen wiederholt Vorteile moderner LED-Systeme gegenüber klassischen HPS/NDL-Leuchten beschrieben, wie etwa kompaktere Pflanzen und zum Teil höhere Gehalte an Cannabinoiden und Terpenen bei vergleichbarer Lichtmenge.¹ Solche Ergebnisse hängen allerdings immer von Sorte, Spektrum und den übrigen Kulturbedingungen ab und lassen sich nicht eins zu eins verallgemeinern.
Welches Licht Cannabispflanzen brauchen, ist dabei vor allem eine Frage nach einem zur jeweiligen Phase sinvollen Intensität und dem passenden Lichtspektrum. Die photosynthetisch aktive Strahlung, kurz PAR, ist der Bereich des Lichtspektrums, den Pflanzen hauptsähclih zur Photosynthese nutzen. Besonders anschaulich dargestellt wird dieser Bereich in den sogenannten McCree-Kurven.
Welches Licht für Cannabispflanzen in den einzelnen Phasen am besten ist
Cannabis durchläuft drei grundlegend verschiedene Entwicklungsphasen: Keimung, Wachstum und Blüte. Jede dieser Phasen stellt andere Anforderungen an Intensität, Lichtspektrum und Dauer der Beleuchtung. Genau hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Lampentypen: Manche Lampen für Cannabispflanzen setzen stärker auf Rot- oder Blauanteile, während andere als ausgewogene LED Grow Lampe für Wachstum und Blüte funktionieren und beide Wachstumsphasen bestmöglich fördern.
Moderne Vollspektrum-LEDs lassen sich so einsetzen oder dimmen, dass sie alle Phasen abdecken, während klassische Systeme oft auf eine bestimmte Phase optimiert sind (z.B. HPS für die Blüte). Zudem sind LED-Growlampen effizient und werden nicht so warm, weshalb sie sich als Standard etabliert haben.
Lichtbedarf in der Keimlings-Phase
Hanfsamen keimen im Licht oder Dunkel, weshalb sie nicht als typische Dunkelkeimer bezeichnet werden können. Sobald der Keimling durch das Substrat bricht, braucht er jedoch Licht, aber nur in moderater Intensität. Ein eher blau betontes Spektrum stabilisiert die jungen Zellen und reduziert das Risiko, dass die Pflanzen vergeilen (auch als Stretch bezeichnet). In den ersten Tagen reicht oft bereits indirektes Tageslicht, etwa in Fensternähe.
Geeignete Lichtquellen für die Keimlingsphase sind z.B.:
kühlweiße LED-Anzuchtlampen (etwa 4000-5000 K)
kleine Vollspektrum-LEDs mit moderater Intensität
klassische Leuchtstoffröhren (z.B. T5)
Blaues Licht in der Wachstumsphase
Sobald die Pflanze mehrere Blattpaare gebildet hat, beginnt die Wachstumsphase. Jetzt entscheidet die Lichtqualität darüber, ob die Pflanze kräftige Stiele und kurze Internodien bildet oder sich zu stark in die Höhe streckt.
Ein höherer Blauanteil innerhalb eines ausgewogenen PAR-Spektrums unterstützt einen kompakten Wuchs und eine stabile Blattstruktur. Gleichzeitig sollte die Lichtintensität so gewählt werden, dass sich Blattmasse und Wurzelwerk harmonisch entwickeln. Praxisnah liegen viele Empfehlungen im Bereich von ca. 300-600 μmol/m²/s, je nach Setup und CO₂-Versorgung.
Weitere sinnvolle Spektralanteile sind:
Cyan/Grün (ca. 500-550 nm) für eine bessere Lichtpenetration in tiefere Blattschichten
Rot (ca. 630-660 nm) für eine stabile Photosynthese und als Vorbereitung auf die spätere Blüte
Manchen Quellen berichten davon UV-A-Anteile zur Ausbildung von Aromen und Abwehrstoffen einzusetzen, wobei die Studienlage hierzu nicht eindeutig ist und teilweise sogar von negativen Effekten berichtet wird, weshalb Wellenlängen unter 400 nm höchstens sehr vorsichtig dosiert werden sollten.²
In den meisten Fällen ist eine hochwertige Vollspektrum-LED auch in der Wachstumsphase die beste Lösung.
Rotes Licht in der Blütephase
Die Blütephase stellt nochmal ganz andere Anforderungen an die Beleuchtung. Jetzt zählen vor allem:
hohe, aber noch verträgliche Lichtintensität (bei normaler CO₂-Versorgung werden für die Blütephase häufig Bereiche zwischen etwa 600 und 1000 μmol/m²/s genannt)
ein Spektrum mit ausgeprägtem Rotanteil, ergänzt um Blau, Grün und, je nach Ziel, moderate UV/Tiefrot-Anteile
Unter einem wärmer wirkenden Spektrum mit stärkerem Rotanteil bauen die Pflanzen typischerweise mehr Biomasse in den Blüten auf. Gleichzeitig wirkt sich die tägliche Lichtmenge (DLI) deutlich auf Ertrag und Dichte aus. Verschiedene Studien³, etwa von Chandra et al. (2008) und von Forschungsteams der University of Guelph, zeigen, dass steigende Lichtmengen innerhalb eines bestimmten Bereichs mit höheren Erträgen einhergehen, solange kein Lichtstress entsteht und Nährstoff- sowie CO₂-Versorgung angepasst sind.
Der Effekt ist aber nicht beliebig linear: Ab einem bestimmten Punkt nehmen die Mehrerträge pro zusätzlichem Photon ab, und die Gefahr von Stresssymptomen wie Foxtails steigt.
In der Blüte sind typischerweise besonders wichtig:
Rot (ca. 640-670 nm): zentral für Blütenbildung und effiziente Photosynthese
Tiefrot (ca. 720-740 nm): unterstützt die photoperiodische Steuerung und kann als „Sonnenuntergangs“-Signal genutzt werden
Optional UV-A (ca. 360-400 nm): kann womöglich die Harzbildung verstärken, sollte aber vorsichtig dosiert werden
Ausgewogenes Grün (ca. 520-560 nm): verbessert die Ausleuchtung im Blätterdach
Bei Vollspektrum-LEDs wird in der Blütephase oft ein Schwerpunkt auf warmweißen Spektren (ca. 3000-3500 K) gesetzt. Viele Hersteller ergänzen diese Spektren um zusätzliche Tiefrot-Dioden. Klassische HPS-/NDL-Leuchten waren lange der Standard für diese Phase, sind dank moderner Vollspektrum-LEDs aber aus Effizienz- und Qualitätsgründen nicht mehr notwendig.
Gegen Ende der Blüte sollte die Lichtmenge nicht beliebig weiter gesteigert werden. In der Praxis zeigt sich, dass zu hohe Intensitäten eher Stress und unerwünschte Blütenformen fördern, anstatt den Ertrag weiter zu erhöhen, weshalb etwas weniger Licht am Ende der Blüte durchaus sinnvoll sein kann.
Welches Licht brauchen Autoflowers?
Auch bei der Autoflower Beleuchtung gelten die gleichen Prinzipien nur ohne die Abhängigkeit vom Lichtzyklus. Sie profitieren in allen Phasen von einem langen Tag mit gleichbleibender Intensität, reagieren aber oft sensibler auf übertriebene Lichtstärken, sodass eine etwas konservativere Obergrenze für PPFD sinnvoll sein kann.
Am Ende zählt das Zusammenspiel: eine solide Lichtintensität, ein zur Phase passendes Lichtspektrum und ein stabiler Lichtzyklus.
Übersichtlichte Tabelle zu den Spektralbereichen und ihrer Wirkung auf Cannabispflanzen:
Wellenlänge (nm) | Beschreibung |
360-400 nm (UV-A) | Kann u. a. Harz- und Sekundärstoffproduktion anregen, sollte aber nur vorsichtig dosiert werden. |
400-500 nm (Blau) | Fördert kompakten Wuchs; besonders relevant bei Anzuchtlampen und in der Vegetationsphase. |
500-560 nm (Grün/Cyan) | Verbessert die Durchdringung des Lichtes in tiefere Blattschichten und trägt zur Gesamtphotosynthese bei. |
600-700 nm (Rot) | Unterstützt Blütenbildung und Biomasseaufbau, vor allem während der Blütephase. |
720-740 nm (Tiefrot) | Dient als Tag-Nacht-Signal über das Phytochrom-System; kann den Phasenwechsel beeinflussen. |
Was es mit tiefrotem Licht auf sich hat
Cannabis orientiert sich beim Start der Blüte nicht an einer Uhr, sondern am Verhältnis von Rot- zu Tiefrotlicht und an der Dauer der Dunkelphase. Dieses Verhältnis steuert das Phytochrom-System der Pflanze, eine Art lichtempfindlichen Sensor, der zwischen Tag- und Nachtzustand umschaltet.
Unter Tageslicht mit hohem Rotanteil liegt überwiegend die aktive Form des Phytochroms vor und signalisiert der Pflanze: “Alles klar, es ist Tag, bitte weiter wachsen.”
Erst wenn die Dunkelphase lang genug anhält, sinkt das aktive Phytochrom unter einen kritischen Schwellenwert und photoperiodische Arten wie Cannabis leiten die Blüte ein. Daher funktioniert ein 12/12-Rhythmus so zuverlässig, solange es wirklich dunkel ist.
Damit ihr dieses Wissen praktisch nutzen könnt, hier die wichtigsten Eckpunkte:
Praktische Eckpunkte:
Rotlicht um ca. 660 nm unterstützt das Tagsignal und stabilisiert die vegetative Phase.
Tiefrot um ca. 730 nm kann das Umschalten in den „Nachtzustand“ beschleunigen und wird deshalb teils gezielt am Ende der Lichtphase eingesetzt.
Die Länge und Qualität der Dunkelphase ist entscheidend, nicht nur die Helligkeit am Tag.
Bereits kurze, relativ schwache Lichtstörungen während der Dunkelphase können das Blütesignal beeinträchtigen.
Ein sauberer 12/12-Rhythmus mit tatsächlich dunkler Nachtphase sorgt dafür, dass die Pflanze die Blüte zuverlässig einleitet.
Grundlagenarbeiten zur Photomorphogenese (u. a. von Smith 2000 und Franklin & Whitelam 2005) zeigen, dass viele photoperiodische Pflanzenarten sensibel auf das Rot:Tiefrot-Verhältnis reagieren und ihre Entwicklungsstrategie daran ausrichten. Diese Mechanismen werden heute auch beim Indoor Cannabis-Anbau gezielt genutzt.
Worauf es beim Licht für Cannabispflanzen sonst noch ankommt
Lichtmenge und Spektrum sind die Grundlage eines erfolgreichen Grows. Falls ihr also noch nicht wisst, wie viel Licht eine Cannabispflanze wirklich braucht, wäre die Lichtmenge bzw. der Daily Light Integral das nächste Thema für euch, nachdem ihr nun erfahren habt, welches Licht für Cannabispflanzen am besten geeignet ist. Bei der Optimierung der Beleuchtungsdauer kann euch unser DLI Rechner und weitere Grow-Rechner unterstützen. Ebenfalls empfehlenswert ist unser ausführliche Leitfaden zum Thema PAR, PPF und PPFD.
Quellenverzeichnis
Magagnini, G., Grassi, G. & Kotiranta, S. M. (2018): The Effect of Light Spectrum on the Morphology and Cannabinoid Content of Cannabis sativa L. In: Medical Cannabis and Cannabinoids 1(1), 19–27. DOI: 10.1159/000489030
Huebner, D. S., Batarshin, M., Beck, S., König, L., Mewis, I. & Ulrichs, C. (2024). Influence of different UV spectra and intensities on yield and quality of cannabis inflorescences. Frontiers in Plant Science, 15, 1480876. DOI: 10.3389/fpls.2024.1480876
Rodriguez-Morrison, V., Llewellyn, D. & Zheng, Y. (2021). Cannabis yield, potency, and leaf photosynthesis respond differently to increasing light levels in an indoor environment. In: Frontiers in Plant Science, 12, Article 646020. DOI: 10.3389/fpls.2021.646020



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