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PAR, PPF & PPFD: Ultimativer Leitfaden

  • Marius Lika
  • 10. Jan.
  • 11 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 11 Stunden

PAR, PPF & PPFD bringen euch zurück in den Physikunterricht! Stellt euch vor, ihr sitzt wieder in eurem alten Klassenzimmer oder in unserer virtuellen Academy, aber dieses Mal geht es nicht um trockene Formeln, sondern um lebendige Cannabispflanzen und das Licht, das sie zum Gedeihen brauchen.


Licht ist für Pflanzen wie Nahrung für uns Menschen: lebenswichtig und entscheidend für starkes Wachstum und gute Gesundheit. Aber nicht jedes Licht ist gleich, und genau hier kommen unsere Superhelden ins Spiel: PAR, PPF und PPFD. Diese drei Größen sind der Schlüssel zum Verständnis und zur Optimierung deiner Cannabis-Beleuchtung.


PAR, PPF & PPFD - Unterschiede erklärt

Wichtigstes in Kürze:

PAR (Photosynthetically Active Radiation) bezeichnet den für die Photosynthese nutzbaren Wellenlängenbereich des Lichts (ca. 400–700 nm).

PPF (Photosynthetic Photon Flux) gibt die Gesamtmenge der von einer Lichtquelle emittierten Photonen pro Sekunde an (μmol/s).

PPFD (Photosynthetic Photon Flux Density) misst die Anzahl der für die Photosynthese nutzbaren Photonen pro Sekunde und Quadratmeter (μmol/m²/s).

Für optimales Pflanzenwachstum solltest du auf ein ausgewogenes Verhältnis dieser Lichtparameter achten.

Die Messung dieser Werte ermöglicht eine präzise Anpassung der Beleuchtung an die Bedürfnisse verschiedener Pflanzenarten.


PAR (Photosynthetically Active Radiation)

Lasst uns ohne lange Umschweife direkt loslegen: Stellt euch PAR als den Superhelden vor, der genau weiß, welches Licht Pflanzen mögen. PAR steht für "Photosynthetically Active Radiation" und umfasst den Bereich des Lichtspektrums, den Pflanzen für die Photosynthese nutzen können. Es ist sozusagen das "Licht als Pflanzenfutter".


PAR konzentriert sich auf Wellenlängen zwischen 400 und 700 Nanometern. Das ist der Bereich, in dem Pflanzen am effektivsten Lichtenergie in chemische Energie umwandeln können. Ihr könnt euch auch vorstellen, PAR wäre ein Ernährungsberater, der genau weiß, welche Nährstoffe eure Cannabispflanzen brauchen.


In unserer langjährigen Erfahrung im Cannabisanbau haben wir gelernt, dass die Beachtung von PAR entscheidend für gesunde und ertragreiche Pflanzen ist. Es geht nicht nur darum, viel Licht zu haben, sondern das richtige Licht in der richtigen Menge.


Exkurs: ePAR in aller Kürze

ePAR erweitert den klassischen PAR-Bereich (400–700 nm) auf 380–760 nm, damit auch kurzwelligeres Violett und Far-Rot >700 nm erfasst werden. In der Praxis bleibst du für Vergleiche und Spezifikationen bei PAR nach ASABE/ANSI S640 (400–700 nm), weil Datenblätter, Prüfstände und viele Richtlinien darauf beruhen. ePAR ist dann hilfreich, wenn du Far-Rot gezielt einsetzt (z. B. für Morphologie/Photoperiode) und diesen Anteil messtechnisch ausweisen willst. Gute Einstiege und Messhinweise findest du bei Apogee Instruments (Sensoren, Whitepapers) sowie beim DesignLights Consortium (DLC) in den Horticulture-Guidelines.


PPF (Photosynthetic Photon Flux)

Wenn PAR der Ernährungsberater ist, dann ist PPF der Lieferant, der das Essen bringt. PPF steht für "Photosynthetic Photon Flux" und misst, wie viele zur Photosynthese nutzbare Photonen (Lichtteilchen) pro Sekunde von einer Lichtquelle ausgestrahlt werden. PPF steht damit also in direktem Zusammenhang mit PAR.


PPF wird in Mikromol pro Sekunde (μmol/s) gemessen und gibt somit Auskunft über die Gesamtmenge des für Pflanzen nutzbaren Lichts, das eine Lampe produziert. Es ist wie die theoretische Gesamtmenge an Nährstoffen, die eure Pflanzen bekommen könnten.


Eine Frage, die uns immer wieder gestellt wird, ist diese: Wie viel Watt pro qm Grow? Dabei ist die Frage nach PPF viel besser geeignet, und darum haben wir euch diesen Grow Rechner erstellt. Entweder ihr gebt die zu beleuchtende Fläche ein oder die PPF der euch zur Verfügung stehenden Growlampe. Wie immer gilt: Die Berechnung ist nur eine Annäherung und das exakte Ergebnis von weiteren Faktoren abhängig.



Wir haben in zahlreichen Anbauversuchen festgestellt, dass ein höherer PPF-Wert nicht automatisch besser ist. Es kommt darauf an, wie effizient die Pflanzen das Licht nutzen können und wie es verteilt wird. Ein zu hoher PPF-Wert kann sogar zu Lichtstress und Verbrennungen führen, ähnlich wie eine Überdosis Vitamine für uns Menschen schädlich sein kann.


PPFD (Photosynthetic Photon Flux Density)

PPFD ist nun der Superheld, der dafür sorgt, dass das Licht auch wirklich bei den Pflanzen ankommt. PPFD steht für "Photosynthetic Photon Flux Density" und misst, wie viele PAR-Photonen pro Sekunde tatsächlich auf einer bestimmten Fläche landen. Oder anders ausgedrückt: Es ist die Menge an Nährstoffen, die tatsächlich AUF dem Teller bzw. im Magen eurer Pflanzen landet.


PPFD wird in Mikromol pro Quadratmeter und Sekunde (μmol/m²/s) gemessen. Da PPFD die tatsächliche Lichtintensität oder Lichtmenge angibt, die eure Cannabispflanzen erhalten, ist dieser Wert besonders wichtig.


Cannabis PPFD Tabelle nach Wachstumsphase

Wachstumsphase

Empfohlener PPFD-Bereich (μmol/m²/s)

Setzlinge

100-300 μmol/m²/s

Vegetative Phase

300-600 μmol/m²/s

Blütephase

600-1000 μmol/m²/s

Unsere Erfahrung zeigt, dass die richtige PPFD-Einstellung entscheidend für den Erfolg eures Anbaus ist. Zu niedrige Werte führen zu schwachem Wachstum, zu hohe können Stress und Verbrennungen verursachen. Übrigens unterscheidet sich der benötigte PPFD-Bereich im Pflanzenreich erheblich, wie ihr bei Mike Hjorth Andersen von PlanteLys nachlesen könnt.


Vergleich: PAR vs. PPF vs. PPFD

Lasst uns unsere Superhelden noch einmal gegenüberstellen:

  • PAR ist der Ernährungsberater, der weiß, welches Licht Pflanzen brauchen.

  • PPF ist der Lieferant, der angibt, wie viel von diesem Licht produziert wird.

  • PPFD ist der Verteiler, der misst, wie viel von diesem Licht tatsächlich bei den Pflanzen ankommt. Oder wie eure Mutter, die entscheidet, wie viel Essen aus dem Topf tatsächlich auf eurem Teller landet.

In der Praxis arbeiten diese Drei eng zusammen: PAR definiert das nutzbare Lichtspektrum, PPF gibt an, wie viel von diesem Licht von eurer Lampe produziert wird, und PPFD zeigt, wie viel davon tatsächlich eure Pflanzen erreicht.

Wir haben in unseren Anbauversuchen festgestellt, dass die Beachtung aller drei Faktoren zu deutlich besseren Ergebnissen führt als die Fokussierung auf nur einen Wert. Es ist wie ein ausgewogener Ernährungsplan: Die richtige Art von Nährstoffen (PAR), in ausreichender Menge vorhanden (PPF) und effektiv aufgenommen (PPFD).


Exkurs: Lumen in PPF umrechnen

Häufig findet ihr in den Herstellerangaben von Lampen den Lumen-Wert. Lumen beschreibt die gesamte Lichtmenge, die von einer Lichtquelle abgegeben wird, und bewertet die Helligkeit basierend auf der menschlichen Wahrnehmung. Das passende Sprichwort dazu lautet: Lumen are for Human. Denn Lumen berücksichtigt nicht, wie effektiv Pflanzen das Licht für die Photosynthese nutzen können. Mehr über das für Pflanzen nützliche Spektrum, Enzyme und optimale Temperaturen könnt ihr bald in einem eigenen Beitrag über die McCree-Kurve und den Forscher Keith J. McCree erfahren.


PPF (Photosynthetic Photon Flux) misst hingegen, wie bereits erwähnt, die Anzahl der photosynthetisch aktiven Photonen im Bereich von 400 bis 700 Nanometern, die pro Sekunde emittiert werden. PPF wird in Mikromol pro Sekunde (μmol/s) angegeben und gibt an, wie viel nützliches Licht für das Pflanzenwachstum zur Verfügung steht.


Annäherungsweise kann Lumen in PPF umgerechnet werden, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viel Licht tatsächlich für die Photosynthese genutzt werden kann:



Bitte beachtet, dass dieser Rechner zur Umrechnung von Lumen in PPF auf allgemeinen Näherungswerten basiert. Die Umrechnungsfaktoren für verschiedene Lampentypen, insbesondere für LEDs, können variieren, da jede Lampe ein einzigartiges Lichtspektrum aufweist. Dieser Rechner dient somit lediglich als Orientierungshilfe und sollte nicht als alleinige Grundlage für wichtige Entscheidungen im Anbau verwendet werden.


Lichtquellen und ihre PAR/PPF/PPFD-Leistung

Die Wahl der richtigen Lichtquelle spielt für optimale PAR-, PPF- und PPFD-Werte eine wichtige Rolle. Hier ein Vergleich basierend auf unseren Erfahrungen:

  • LED-Lampen: Hohe PAR-Effizienz, präzise steuerbare Spektren, gute PPFD-Verteilung.

  • HPS-Lampen: Hohe PPF-Werte, besonders effektiv in der Blütephase, aber weniger energieeffizient.

  • MH-Lampen: Gute PAR-Werte für die vegetative Phase, aber geringere Effizienz als moderne LEDs.


Reflektoren und Diffusoren spielen eine wichtige Rolle bei der Optimierung der PPFD-Verteilung. Ein guter Reflektor kann die PPFD-Werte um bis zu 30% steigern, indem er das Licht effizient auf die Pflanzen lenkt.


Praxisteil für Profis: Messung und Auswertung von PAR und PPFD

Genug mit der Theorie! Ihr kennt nun den Unterschied zwischen PAR, PPF und PPFD, und es wird Zeit, dieses Wissen praktisch anzuwenden. Nutzt zum PAR-Mapping und zur Erstellung einer Heatmap gerne unser dafür vorgesehenes Tool am Ende des Beitrag. Los geht's mit der Expedition in euren Growroom und der Messung dieser Größen:

Für PAR und PPFD verwendet ihr am besten ein Quantum PAR Meter (manchmal auch PPFD Messgerät genannt). Diese Geräte messen die Photonendichte und geben euch präzise Auskunft über die Lichtqualität und -quantität, die eure Pflanzen erhalten. Zu bevorzugen sind dabei eine LED-taugliche Spektralkorrektur, Cosinus-Korrektur und optionales Datalogging/DLI-Anzeige. Nur bedingt geeignet sind Lux-Meter & Smartphone-Apps. Falls ihr dennoch Lux messen wollt, verwendet für eine grobe Umrechnung anschließend unseren Lux-in-PPFD Rechner.


Für die Messung von PPF benötigt ihr spezielle Ausrüstung, wie eine Ulbricht-Kugel, die in der Regel nur in professionellen Laboren verfügbar ist. Als Hobbygärtner konzentriert ihr euch am besten auf PAR und PPFD:


Vorbereitung für die Messung:

  • Growlampe 10-15 Minuten warmlaufen lassen (Treiber stabilisieren).

  • Sensorlinse des Messgerätes reinigen und Fremdlicht minimieren.

  • Sensor waagerecht halten (nur so wirkt die Cosinus-Korrektur korrekt) und Schatten von deinem Körper oder deiner Hand vermeiden.

PPFD-Werte ermitteln:

  1. Legt ein Messraster auf Canopy-Höhe (Blätterdach) fest (mind. 3×3, besser 5×5).

  2. Messt und notiert an jedem Rasterpunkt den PPFD (µmol/m²/s).

  3. Bei gedimmter Growlampe kurz gegenprüfen, ob Werte plausibel skalieren (also z.B. 100 % vs. gedimmt (z.B. 80 %))

  4. Tragt die Werte als Matrix/Heatmap ein.

Auswertung & Zielkorridore 

Was bedeuten die Kennzahlen?

  • Ø (Durchschnitt): Addiert alle gemessenen PPFD-Werte und teilt durch die Anzahl der Messpunkte. Das ist euer typischer Lichtwert am Blätterdach.

  • Minimalwert (Min): Der kleinste gemessene PPFD-Wert im Raster (zeigt die schwächste versorgte Stelle).

  • Maximalwert (Max): Der größte Wert (zeigt die hellste Stelle).

  • Uniformität (U): Zeigt wie gleichmäßig das Licht verteilt ist und wird mit dieser Formel berechnet: U = Min / Ø

    Der Wertebereich liegt zwischen 0 und 1. Je näher an 1, desto gleichmäßiger die Ausleuchtung.


Kennzahlen für PAR-Mapping ausrechnen:

  1. Schreibt alle PPFD-Messwerte (z. B. aus eurem 3×3- oder 5×5-Raster) untereinander.

  2. Durchschnitt (Ø) berechnen: Summe aller Werte ÷ Anzahl der Werte.

  3. Min/Max bestimmen: Kleinsten und größten Wert markieren.

  4. Uniformität berechnen: Min ÷ Ø.


Wie gut ist gut? (Zielkorridore)

  • U ≥ 0,70 → gut/praktikabel (gleichmäßige Versorgung).

  • 0,60–0,69 → okay, aber da ist Luft nach oben.

  • U < 0,60 → ungleichmäßig (ihr solltet Höhe/Dimmer/Reflexionen/Canopy optimieren).


Beispiele zur Einordnung:

  • Gute Verteilung:

Messwerte (µmol/m²/s): 700, 760, 720, 650, 800, 690, 600, 740, 680

  • Ø = 704 Min = 600 Max = 800

  • U = 600 / 704 ≈ 0,85 → sehr gleichmäßig


  • Ungleichmäßige Verteilung:

Messwerte (µmol/m²/s): 400, 780, 720, 360, 800, 690, 380, 740, 680

  • Ø = 617 Min = 360 Max = 800

  • U = 360 / 617 ≈ 0,58 → zu ungleichmäßig


Was tun, wenn U zu niedrig ist (Quick-Fixes in dieser Reihenfolge)?:

  1. Growlampe etwas höher hängen → Hotspots glätten (beachtet: Ø-PPFD sinkt etwas).

  2. Dimmung anpassen → Ziel-PPFD treffen; Uniformität bleibt oft ähnlich.

  3. Seitenwände/Reflektoren prüfen → matte/weiße Flächen helfen bei dunklen Randbereichen.

  4. Canopy glätten (SCROG, Entlaubung, gleichmäßige Tops) → hebt das Min.

  5. Raster verfeinern (5×5 statt 3×3) → Hotspots/Löcher genauer finden.

Merkt euch: Uniformität ist Ertragsschutz. Nicht der höchste Peak gewinnt, sondern ein hohes Minimum bei passendem Durchschnitt.

Diese Praxis hat uns geholfen, unsere Anbaumethoden kontinuierlich zu verbessern und die Beleuchtung optimal an die Bedürfnisse unserer Pflanzen anzupassen.


PAR-Mapping mit interaktiver Heatmap

Falls noch nicht geschehen, ist es nun an der Zeit eure gemessenen Daten in eine Heatmap einzutragen. Nutzt dazu gerne unseren Heatmap-Generator. Allerdings funktioniert dieser am Computer wesentlich besser als am Smartphone:


Optimierung der Beleuchtung im Growroom

Die Optimierung eurer Beleuchtung ist wie das Feintuning eines Orchesters. Hier einige Strategien, die wir erfolgreich angewendet haben:

  1. Höhenverstellung: Passt den Abstand zwischen Lampen und Pflanzen an, um optimale PPFD-Werte zu erreichen.

  2. Lichtverteilung: Verwendet mehrere Lichtquellen oder bewegliche Systeme für eine gleichmäßige PPFD-Verteilung.

  3. Spektrumanpassung: Nutzt bei LED-Systemen die Möglichkeit, das Spektrum an die Wachstumsphase anzupassen.

  4. Lichtzyklen: Experimentiert mit verschiedenen Lichtzyklen, um das tägliche Lichtintegral (DLI) zu optimieren.


Nehmt insbesondere den Daily Light Integral (DLI) ernst: Er ist der nächste große Schritt zur optimalen Cannabis-Beleuchtung, weil er PPFD und Beleuchtungsdauer zu einer einzigen, praxisrelevanten Kennzahl verbindet. Nutzt unseren DLI-Rechner, bestimmt euren Zielbereich für Veg und Blüte und justiert anschließend PPFD bzw. Lichtzeiten entsprechend. So schließt ihr die Lücke zwischen „gut ausgeleuchtet“ und „wirklich optimal beleuchtet“.


Optimale Werte für Cannabispflanzen

Abschließen noch ein paar grobe Richtwerte, da die optimalen PAR-, PPF- und PPFD-Werte für Cannabis je nach Wachstumsphase variieren. Hier eine Übersicht basierend auf unseren Erfahrungen:

Wachstumsphase

PPFD (μmol/m²/s)

DLI in mol/m²/d

Empfohlene

Wellenlängen

Setzlinge

100-300

10-20

Blau 440-460 nm (Peak ~450 nm)

Vegetative Phase

300-600

20-40

Blau 450-500 nm (dominant), ergänzt durch Rot 620-650 nm

Blütephase

600-1000

40-60

Rot 630-670 nm (Peak ~660 nm), optional Fernrot 720-740 nm

Beachtet bitte, dass diese Werte Richtwerte sind. Verschiedene Cannabissorten können unterschiedlich auf Lichtintensitäten reagieren. Wir empfehlen, mit niedrigeren Werten zu beginnen und diese langsam zu steigern, während ihr die Reaktion eurer Pflanzen genau beobachtet.


Häufige Fehler und Missverständnisse

Unsere Erfahrung zeigt, dass eine kontinuierliche Anpassung und Überwachung der Beleuchtung zu deutlich besseren Ergebnissen führt als ein statisches Setup.


In unserer Beratung begegnen wir oft folgenden Missverständnissen:

  1. "Mehr Licht ist immer besser": Zu hohe PPFD-Werte können zu Lichtschäden führen.

  2. "PAR ist alles": PAR allein sagt nichts über die Lichtintensität aus. PPFD ist ebenso wichtig.

  3. "PPFD-Werte sind überall gleich": Die PPFD-Verteilung kann stark variieren, weshalb ein regelmäßiges Mapping wichtig ist.

  4. "Lampen-Watt = Lichtqualität": Watt sagt nichts über PAR oder PPFD aus. Eine 600W HPS-Lampe kann weniger nutzbare Strahlung liefern als eine 300W LED-Lampe.

  5. "Einmal eingestellt, immer gut": Die Lichtbedürfnisse ändern sich mit dem Wachstum der Pflanzen, weshalb eine regelmäßige Anpassung sinnvoll ist.


Fortgeschrittene Techniken

Für erfahrene Grower gibt es einige fortgeschrittene Techniken, die wir in unserer Praxis erfolgreich eingesetzt haben:

  1. Spektral-Tuning: Nutzt die Möglichkeiten moderner LED-Systeme, um das Lichtspektrum an verschiedene Wachstumsphasen anzupassen.

  2. Automatisierte PAR/PPFD-Steuerung: Implementiert Systeme, die die PPFD-Werte kontinuierlich messen und die Beleuchtung automatisch anpassen.

  3. Vertikales Anbausystem: Nutzt mehrere Ebenen mit präzise gesteuerten PPFD-Werten, um den Ertrag pro Quadratmeter zu maximieren.


Diese fortgeschrittenen Techniken erfordern zwar eine höhere Anfangsinvestition, können aber zu deutlichen Ertragssteigerungen und einer verbesserten Qualität führen.


Exkurs: YPF (Yield Photon Flux)

Einen Wert haben wir bislang noch nicht genannt und zwar den YPF-Wert. YPF beschreibt den PAR-Photonenstrom gewichtet nach der photosynthetischen Wirksamkeit (klassisch McCree-Kurve 400–700 nm). Anders als PPF (ungewichtet) bezieht sich YPF auf Spektralbereiche, die Pflanzen effizienter nutzen. In der Praxis haben sich jedoch PPF/PPFD und PPE (µmol/J) als Vergleichswerte durchgesetzt, weil sie leichter messbar und standardisiert sind. Für YPF bräuchtet ihr die Spektralverteilung der Lampe, was im Alltag selten vorliegt. Nutzt YPF daher eher als Hintergrundwissen; für Kaufentscheidungen und Set-Planung bleiben PPFD, DLI und evlt. noch PPE maßgeblich.


Fazit und Ausblick

Unser Ausflug zurück in den Physikunterricht hat uns gezeigt, wie komplex und faszinierend das Thema Pflanzenbeleuchtung ist. PAR, PPF und PPFD sind mehr als nur trockene Physikbegriffe, sie sind die Schlüssel zu gesunden, ertragreichen Cannabispflanzen


Zusammenfassend lässt sich sagen:

  • PAR definiert das für Pflanzen nutzbare Lichtspektrum.

  • PPF gibt an, wie viel von diesem Licht produziert wird.

  • PPFD misst, wie viel dieses Lichts tatsächlich bei den Pflanzen ankommt.


Die Zukunft der Cannabis-Beleuchtung verspricht noch präzisere und effizientere Lösungen. Wir erwarten Entwicklungen wie:

  • Noch genauere und erschwinglichere Messgeräte für Hobbygärtner.

  • KI-gesteuerte Beleuchtungssysteme, die sich automatisch an die Bedürfnisse der Pflanzen anpassen.

  • Fortschritte in der LED-Technologie, die eine noch präzisere Spektralkontrolle ermöglichen.


Als Experten in diesem Bereich bleiben wir am Puls der Zeit und werden euch weiterhin mit dem neuesten Wissen versorgen. Denkt daran: Jede Pflanze ist einzigartig, und der Schlüssel zum Erfolg liegt in der sorgfältigen Beobachtung und Anpassung. Mit dem Wissen über PAR, PPF und PPFD seid ihr nun bestens gerüstet, um eure Cannabispflanzen ins "beste Licht" zu rücken. Experimentiert, lernt und teilt eure Erfahrungen, denn in der Welt des Cannabisanbaus hört das Lernen nie auf!


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist PAR?

PAR (Photosynthetically Active Radiation) bezeichnet den Wellenlängenbereich des Lichts zwischen 400 und 700 nm, den Pflanzen für die Photosynthese nutzen können.

Was bedeutet PPF?

PPF (Photosynthetic Photon Flux) beschreibt die Gesamtmenge der von einer Lichtquelle pro Sekunde emittierten PAR-Photonen. Die Einheit ist μmol/s.

Was ist PPFD?

PPFD (Photosynthetic Photon Flux Density) gibt an, wie viele PAR-Photonen pro Sekunde auf einer bestimmten Fläche ankommen. Die Einheit ist μmol/m²/s.

Warum ist PPFD wichtiger als PPF für euch?

PPFD sagt euch, wie viel nutzbares Licht tatsächlich bei euren Pflanzen ankommt. PPF misst lediglich die Gesamtemission einer Lampe, unabhängig davon, wie viel davon die Blattfläche erreicht.

Wie beeinflusst der Abstand die PPFD?

Mit zunehmendem Abstand zwischen Lichtquelle und Pflanze sinkt die PPFD stark, gemäß dem umgekehrten Quadratgesetz. Verringert ihr den Abstand (innerhalb sicherer Grenzen), steigt die PPFD entsprechend an.

Was ist DLI und wie hängt er mit PPFD zusammen?

DLI (Daily Light Integral) beschreibt die tägliche Lichtmenge, die eine Pflanze erhält. Er wird aus der PPFD über die Beleuchtungsdauer eines Tages berechnet und in mol/m²/Tag angegeben.

Welche PPFD-Werte benötigen typische Nutzpflanzen?

Die benötigten Werte variieren je nach Art und Wachstumsphase. Cannabis liegt zum Beispiel in der Wachstumsphase bei etwa 280 μmol/m²/s und in der Blütephase bei bis zu 650 μmol/m²/s.


Was ist PPE (µmol/J) und wie hilft mir der Wert beim Lampenvergleich?

PPE (Photosynthetic Photon Efficacy) ist die Lichtausbeute deiner Lampe für Pflanzen: PPE = PPF (µmol/s) ÷ Leistung (W) = µmol/J. Je höher der Wert, desto mehr nutzbare Photonen pro Watt Strom.


Was ist YPF (Yield Photon Flux)?

YPF bedeutet Yield Photon Flux und ist der PAR-Photonenstrom mit Wirksamkeits-Gewichtung (McCree). Er bewertet Spektren „nach Nutzen“ statt nur nach Menge. Da YPF Spektraldaten erfordert und nicht breit standardisiert ist, bleiben PPF/PPFD, DLI und PPE die praxisrelevanten Kennwerte.


*Disclaimer: Unsere Inhalte und Rechner dienen nur zur Orientierung. Mess-, Berechnungs-, Rundungs- oder Eingabefehler sowie gerätespezifische Abweichungen können die Ergebnisse verfälschen. Wir übernehmen keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität und haften nicht für Folgeschäden, Ertragsausfälle oder Fehlinvestitionen, die aus der Nutzung unserer Inhalte entstehen. Prüft eure Settings, messt nach und trefft Kaufentscheidungen eigenverantwortlich. Dieser Beitrag ersetzt keine individuelle Beratung.

 
 
 

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